Stilvoll wohnen mit Farbe: Darauf kommt es an

„Es gibt Farben, in denen schaut jeder Mensch blendend aus“, weiß Bettina Sacher-Wächter, Geschäftsführerin von „Cooper Colours“. Welche das sind, worauf man bei der Farbwahl für die eigenen vier Wände achten muss und welche Farben gerade angesagt sind, erklärt sie im Gespräch mit News.at.

VON 

 

Angenommen, ich entscheide mich dazu, meine bislang weißen Wände farblich zu gestalten – was ist der erste Schritt?
Mich anrufen. (lacht) Man ruft mich an, dann komme ich und mache eine Farbberatung.

Wie kann man sich so eine Farbberatung vorstellen?
Ich schau mir die Möbel und die Vorhänge an und versuche im Gespräch mit dem Bewohner herauszufinden, welche Farben ihn ansprechen. Ich frage ihn, ob er sich eher im Beige-grau-Bereich bewegen möchte oder ob er auch Mut zu bunten Farben hat. Für jemanden, der bisher weiße Wände hatte, sind Beige und warme Grautöne eine gute Möglichkeit, der Wohnung Wärme zu geben. Prinzipiell ist Weiß ja eine tolle Farbe. Aber in Weiß wohnt man niemals so warm wie zum Beispiel in Cremeweiß.

Weiß ist also keine so gute Wahl?
Das richtige Reinweiß, das man öfters in Arztpraxen oder Büros sieht, vielleicht auch noch in Kombination mit Neonlicht, ist fürs Auge nicht angenehm. Ich versuche immer eine Atmosphäre zu schaffen, die gut ist. Wenn der Kunde sagt: „Ja, Grau gefällt mir“, gehe ich eher in den Graubereich. Wenn ich sehe, dass er auch offen für andere Farben ist, frage ich, ob er vielleicht auch noch eine Pastellfarbe dazunehmen will. Zum Beispiel fürs Schlafzimmer – da gibt es wunderschöne Salbeitöne, die sehr gut zu Grau passen. Ich zeig den Leuten meine Farbkarte und frage mich einfach durch. Gemeinsam erarbeiten wir dann ein Konzept, von dem ich das Gefühl habe, dass es dem Kunden gefallen könnte.

© Cooper Colours Durch den hohen Braun-Anteil wirkt das Grau sehr warm

 

Und dann wird gemalt …
Dann komme ich als Maler und mache dem Kunden Muster an die Wand. Das gehört zur professionellen Beratung dazu. Ganz wichtig dabei ist, große Muster zu malen! Nicht zehn mal zehn Zentimeter, sondern einen mal einen Meter. Ich frage: „Gefällt Ihnen das?“, und wenn der Kunde sagt: „Nein, nicht so …“, mische ich die Farbe ein bisschen heller oder dunkler. Ich spreche mit den Leuten anhand der Farbe an der Wand und gebe ihnen dabei Empfehlungen. Weil: Jedes Zimmer ist anders. Jeder Lichteinfall ist anders. Und meine Spezialität ist es, mit den Leuten ihre perfekte Wohlfühlfarbe herauszuarbeiten.

»Meine Spezialität ist es, mit den Leuten ihre perfekte Wohlfühlfarbe herauszuarbeiten«

 

Sie beraten also nicht nur, sondern schreiten auch selbst zur Tat?
Ich hab mein Business ja vor 27 Jahren mit einer Malfirma begonnen: „Pinsel & Co„. Heute habe ich viele Mitarbeiter. Die ersten Jahre hab ich aber selbst gemischt und ausgemalt. Eines Tages habe ich mich dann dazu entschieden, meine eigenen Farben zu präsentieren. Die Idee kam mir während eines Spaziergangs mit meinem Hund Cooper. Daher auch der Name „Cooper Colours„. Cooper ist mein Maskottchen. (lacht)

Die Farbberatung beginnt also immer mit einem persönlichen Besuch.
Leute, die nicht in Wien wohnen, berate ich auch telefonisch. Sie schicken mir Fotos und Videos von ihrer Wohnung über Whatsapp und ich schicke ihnen dann meine fertigen Farben.

© Cooper Colours Blau ist gerade wieder im Kommen

 

Und das funktioniert? Eine telefonische Farbberatung stelle ich mir doch ein bisschen schwierig vor.
Das funktioniert! Nach so vielen Jahren hab ich das schon richtig im Blut. Außerdem mach ich das mit sehr viel Enthusiasmus und Freude. Das hilft! Wir haben 192 Farben. 60 davon sind der klassische Renner. Die gefallen jedem, da kann nichts passieren. Natürlich werde ich niemandem am Telefon zu einem dunkelpinken Zimmer raten. Aber wenn jemand sagt, er hätte gerne ein dezentes Grau oder ein schlichtes Hellblau, dann weiß ich schon, zu welchem ich rate.

Wenn ich Sie vorhin richtig verstanden habe, richtet sich die Wandfarbe nach den Farben der Inneneinrichtung und nicht umgekehrt?

Ja, so würde es empfehlen. Weil wenn Sie sich zuerst für die Wandfarbe entscheiden, müssten Sie mit der Wand spazieren gehen, um etwas zu finden, was dazu passt. Das kann man schon auch machen. Dann holt man sich von mir große Farbmuster – 50 mal 50 Zentimeter – auf einem dünnen Papier und geht damit Stoffe kaufen. Aber prinzipiell empfehle ich, dass man mit einem Stoff für einen Vorhang oder ein Möbelstück beginnt und dann schaut, welche Wandfarbe dazu passt. Das ist der einfachere Weg.

© Cooper Colours/Regina Ridder Mit Grau-beige-Tönen liegt man immer richtig

 

Gibt es Farben, die sich für bestimmte Räume gar nicht oder ganz besonders eignen?
Ein Schlafzimmer würde ich nicht rot ausmalen. Weil Rot aufwühlt und unruhig macht. Ansonsten ist das Meiste erlaubt. Was auch interessant ist: Für dunkle Zimmer kann man ruhig dunkle Farben nehmen. Viele glauben, ein dunkles Zimmer muss man hell malen, damit es heller wirkt. Ein dunkles Zimmer ist und bleibt aber dunkel – egal ob es hell oder dunkel gemalt ist. Es hat sogar einen Vorteil, wenn man es dunkel malt: So bekommt es mehr Höhlencharakter und damit auch mehr Gemütlichkeit.

»Für dunkle Zimmer kann man ruhig dunkle Farben nehmen. So bekommt es mehr Höhlencharakter und Gemütlichkeit«

 

Welche Farben sind derzeit angesagt?
Grau und Beige sind immer ein Renner. Gelb war lange Zeit vollkommen weg und ist gerade wieder im Kommen. Auch Blau und Lachsfarben ist derzeit gefragt. Ich persönlich liebe ja diese Salbeitöne. Die verkaufen sich im Moment auch sehr gut. Da gibt es verschiedenste Töne, die sich für ein Herrenarbeitszimmer ebenso wie für ein Schlafzimmer eignen.

Was vermitteln diese Farben?
Lachs schafft eine warmes Ambiente, Gelb ein sonniges und Grau-beige-Töne ein sehr elegantes. Pastelltöne im Allgemeinen machen eine eine angenehme, fröhliche Atmosphäre.

Und wie sieht es mit dunklen, kräftigen Farben aus?

Manche kombinieren Dunkelgrau mit Weinrot. Meistens handelt es sich dabei um Menschen, die sich sehr intensiv mit Einrichtung beschäftigen und den Stil von Boutique-Hotels anstreben. Zu so einer Farbwahl würde ich allerdings nur Personen raten, die nicht dauerhaft in der Wohnung wohnen. Bei einer Familienwohnung empfehle ich eher Pastelltöne. Es kommt immer auf die Wohnung oder das Haus an. Verstehen Sie? In einem Schloss zum Beispiel kann man die Bibliothek dunkelgrün gestalten. In einem alten Haus mit sehr hohen Räumen kann man ein Zimmer blau, ein Zimmer grün und ein Zimmer rot malen. In einer Neubauwohnung wiederum würde ich das nicht machen.

© Cooper Colours/Regina Ridder Für ausgefallenere Farben empfiehlt sich eine persönliche Beratung

 

Wie viele Farben darf man miteinander kombinieren? Gibt es da eine Obergrenze?
Nein, die gibt es nicht. Worauf man aber achten sollte, ist, dass alle Farben zusammenpassen. Auch wenn es das hinterste Zimmer ist – ich würde es nie in einer Farbe malen, die nicht zu den restlichen passt. Denn wenn man durch die Wohnung geht, nimmt man die Räume ja nicht getrennt voneinander wahr. Man geht von Zimmer zu Zimmer und kombiniert die Farben im Geiste miteinander.

Wie viele verschiedene Farben dürfen es in einem Raum sein?
In bin kein Fan von Wänden in verschiedenen Farben. Das nimmt dem Raum die Großzügigkeit. Es verkleinert ihn. Was man aber machen kann, ist eine Wand in einer Farbe zu malen und den Rest in Cremeweiß.

Und wie sieht es mit der Decke aus?
Die Decken male ich immer in Cremeweiß. Wenn es ein Altbau ist, ziehe ich das Cremeweiß zwanzig Zentimeter hinunter. Bei einem Neubau ziehe ich die Wandfarbe bis zur Deckenkante hinauf.

»Es gibt Farben, in denen schaut jeder Mensch blendend aus«

 

Wenn ich regelmäßig Geschäftspartner zu mir nach Hause einlade – worauf sollte ich bei der farblichen Gestaltung von Wohn- und Essraum achten?
Worin Sie sich wohlfühlen, darin werden sich auch Ihre Gäste – egal ob geschäftlich oder privat – wohlfühlen. Weil wenn Sie sich wohlfühlen, strahlen Sie das ja auch aus und der andere fühlt sich automatisch willkommen. Abgesehen davon gibt es Farben, in denen schaut jeder Mensch blendend aus. Wir haben zum Beispiel Amsterdam Taupe – ein sehr dunkles Taupe -, das macht eine wunderbare Gesichtsfarbe. Auch in Safrangelb schauen die Leute großartig aus. Das eignet sich hervorragend für ein Speisezimmer, das abends genutzt wird. In Weiß dagegen schaut der Mensch nie wirklich gut aus. Weiß macht keinen schönen Teint. Daher: Cremeweiß! Auch im Badezimmer. Hier empfehle ich warme, weiche Samttöne. Die schmeicheln dem Teint. Und dann kommt man in einem Hotel ins Badezimmer, das weiß ausgemalt ist, schaut sich in den Spiegel und denkt sich: „Danke, ich brauch Urlaub.“ (lacht)

© Cooper Colours Bettina Sacher-Wächter mit Sohn Ferdinand

 

Den Farbton, den man heute liebt, hat man morgen vielleicht schon satt. Worauf muss ich achten, damit ich mich auch nach Jahren noch an der ausgewählten Farbe erfreuen kann?
Das Allerwichtigste: Große Muster an die Wand machen, bevor man sich entscheidet, das ganze Zimmer zu malen. Dann passiert das nicht. Anhand eines zwei mal zwei Zentimeter großen Musters kann sich kein Mensch entscheiden. Ich mache das Muster groß, dann kann es sich der Kunde vorstellen. Daher floriert auch mein Job. Oft bekomme ich Tage später einen Anruf und der Kunde sagt: „Jetzt sitz‘ ich in meinem olivgrünen Salon und bin so glücklich.“ Das ist ein unglaublich positiver Beruf. Ich bin ganz vernarrt in ihn. Er ist kreativ, man kommt mit vielen Leuten zusammen und in den allermeisten Fällen hinterlässt man glückliche Menschen.